Die Zukunft des Fleisches: Laborfleisch und Alternativen

Dezember 7, 2023

Die Zukunft des Fleisches: Laborfleisch und Alternativen.

In Zeiten des Klimawandels, der Ressourcenverknappung und ethischer Bedenken rund um Massentierhaltung gewinnt die Frage an Bedeutung, wie sich die künftige Produktion von Fleisch und Fleischersatzprodukten nachhaltig gestalten lässt. Im Fokus stehen dabei futuristisch anmutende Ansätze wie In-vitro-Fleisch aus dem Labor. Doch auch rein pflanzliche Alternativen sind im Kommen.

Noch rangiert Fleisch in Deutschland auf Platz 1 der beliebtesten Lebensmittel. Rund 60 Kilo verspeist jeder Bundesbürger durchschnittlich pro Jahr. Doch der Trend geht langsam zurück, der Anteil von Flexitariern und Vegetariern steigt. Eine wachsende Zahl von Konsumenten verlangt nach nachhaltiger, im Idealfall sogar regional erzeugter Qualitätsware. Diesen Wandel gilt es für Metzgereien und Landwirte jetzt clever zu nutzen.

Vor- und Nachteile von In-vitro-Fleisch

Als vielversprechende Innovation für die Zukunft gilt derzeit In-vitro-Fleisch,also im Labor gezüchtetes Kultiviertes Fleisch. Dabei werden tierische Muskelstammzellen in Nährflüssigkeit per Bioreaktor vermehrt. Der Vorteil: Es entsteht echtes Fleisch ohne Schlachtung. Weltweit arbeiten Start-ups wie “Mosa Meat” in den Niederlanden oder “Aleph Farms” in Israel an seiner Marktreife.

Die möglichen Vorzüge von In-vitro-Fleisch klingen gut:

  • Keine Massentierhaltung mehr nötig
  • Deutlich effizientere Flächennutzung
  • Bis zu 90% weniger Treibhausgas-Emissionen
  • Vermeidung von Antibiotika, Keimen und Parasiten
  • Genau steuerbare Fleischqualität

Jedoch bestehen noch große Hürden bis zur Serienproduktion:

  • Extrem hoher Energieverbrauch und Kosten heute noch
  • Komplexe technische Anlagen nötig
  • Ungeklärte rechtliche Rahmenbedingungen
  • Fehlende Kostenreduktion durch Skaleneffekte
  • Akzeptanz der Verbraucher offen

Bis In-vitro-Fleisch marktfähig wird, vergehen daher noch viele Jahre. Zudem bleiben Fragen nach Geschmack und ökologischer Nachhaltigkeit beim Großmaßstab. Kurzfristig taugt es nicht als Allzwecklösung.

Chancen für regionale Erzeuger

Angesichts der Nachteile von Hightech-Fleisch bestehen daher Chancen für regionale Erzeuger. Sie können die wachsende Nachfrage nach ethischen, nachhaltigen Fleischprodukten bedienen. Start-ups wie “Meatable” sehen durch gezielte Stammzellentnahmen ohne Tötung sogar eine Koexistenz von In-vitro-Fleisch und Weidetierhaltung.

Für Landwirte in der Region ist die Produktion hochwertiger Fleisch- und Wurstspezialitäten in kleinen Mengen jetzt schon möglich:

  • Konsequenter Verzicht auf importiertes Billigfleisch
  • Fokus auf alte, robuste und gut angepasste Haustierrassen
  • Artgerechte Haltung mit mehr Platz und Bewegung
  • Regionale Direktvermarktung ohne lange Transportwege
  • Bewusster Fleischkonsum statt Verschwendung

Kundennähe als Trumpf

Lokale Metzger können zudem mit besonderer Produktvielfalt, Handwerkskunst und Kundennähe punkten:

  • Veredelung zu regionaltypischen Spezialitäten
  • Fleischreiferäume für Premium-Qualität
  • Regelmäßige Verkostungen und Grill-Events
  • Mitgliedschaft in Erzeuger-Gemeinschaften
  • Social Media und Online-Services

Zudem kommt Ökorestaurants und gehobenen Supermärkten mit Bio-Fleisch oder veganen Angeboten als Trendsettern wachsende Bedeutung für Metzger zu. Sie prägen den Zeitgeist in Richtung bewussterer Ernährung und können Regionallieferanten in Szene setzen.

Großes Marktpotenzial für Ersatzprodukte

Das weltweite Marktvolumen für Fleischersatzprodukte planten und Fertiggerichte ohne Fleisch lag Schätzungen zufolge schon 2018 bei 4,6 Milliarden US-Dollar. Es könnte einer Studie des Beratungsunternehmens AT Kearney zufolge bis 2040 sogar auf 85 Milliarden Dollar steigen und damit konventionelles Fleisch vom Spitzenplatz verdrängen.

Nicht nur aus Soja oder Weizeneiweiß, sondern auch aus Erbsen, Lupinen, Jackfrucht und Pilzen entstehen heute überzeugend echte Burgerpatties oder Schnitzel. Mehrere Lebensmittelkonzerne wie Nestlé sind auf Zukauf veganer Start-ups eingeschwenkt. Denn die junge Generation isst deutlich mehr vegan und vegetarisch als ihre Eltern.

Umfragen zeigen: Etiketten wie “vegan” oder “vegetarisch” sind dabei sekundär. Entscheidend ist für die meisten der Geschmack – gefolgt von Gesundheit, Umweltschutz und fairen Produktionsbedingungen. Nachhaltiges, genussvolles Essen steht im Mittelpunkt, nicht der komplette Fleischverzicht.

Chancen für regionale Metzgereien

Für regionale Metzgereien mit eigener Schlachtung oder Zerlegung bietet diese Entwicklung interessante Optionen:

  • Reduktion des Fleischanteils in Rezepturen wo möglich
  • Entwicklung leckerer Convenience-Foods auf pflanzlicher Basis
  • Verarbeitung und Vertrieb von Fleischalternativen und Tofuspezialitäten
  • Kooperationen mit lokalen Produzenten neuer Eiweißquellen
  • Gezieltes Marketing für Flexitarier und Teilzeit-Vegetarier

Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, ist ein echtes Umdenken gefragt. Gutes Metzgerei-Handwerk und Qualitätsbewusstsein als Kernkompetenz gilt es zu erhalten – aber für moderne, zeitgemäße Produkte zu nutzen. Sowohl Fleisch in Bio-Premiumqualität als auch attraktive Alternativ-Produkte auf Pflanzenbasis können dabei auf dem Speiseplan stehen.

Fazit: Chancen durch bewusste Ernährung

In-vitro-Fleisch steht nicht vor der unmittelbaren Marktreife. Massentierhaltung undBilligfleisch müssen jedoch der Vergangenheit angehören. Hier können regionale Erzeuger jetzt schon mit Qualität, Kundenfokus und handwerklicher Exzellenz überzeugen.

Die Zukunft gehört einer bewussteren, ausgewogenen Ernährung mit deutlich weniger, dafür hochwertigem Fleischgenuss in Maßen und attraktiven pflanzlichen Alternativprodukten. Diese kann die regionale Landwirtschaft prägen – mithilfe von Metzgereien als zentralen lokalen Lebensmittelhandwerkern.

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