Fleischkonservierungstechniken: Räuchern, Pökeln und Trocknen.
Dezember 6, 2023
Räuchern, Pökeln oder Dörren – schon frühe Kulturen entwickelten empirisches Wissen über die Haltbarmachung von tierischen Produkten. Ohne diese Techniken wäre eine ausreichende Ernährung mit Fleisch wohl nur für wenige Monate im Jahr möglich gewesen.
Auch wenn der Kühlschrank heute eine ganzjährige Lagerung problemlos ermöglicht, haben die alten Fleischkonservierungsarten nichts an Faszination und Relevanz verloren. Lesen Sie in diesem Artikel Wissenswertes über Räuchern, Einsalzen und Trockenreifung. Wir werfen auch einen Blick zurück auf ihre lange Historie und tradierten Kochkultur.
Traditionsreiches Räuchern von Fleisch- und Wurstwaren
Heute schätzen Genießer vor allem die einzigartig würzigen Aromen von geräuchertem Schinken, Speck, Mettwurst und Co. Doch die Kulturtechnik des Räucherns geht weit über pures Kochen und Geschmackserlebnis hinaus.
Räuchern in frühgeschichtlichen Zeiten
Schon in vorrömischer Zeit entwickelte sich in Deutschland und den Alpenländern die Tradition, Fleisch über begrenzte Zeit höchstwahrscheinlich zum Aromatisieren über offenen Feuerstellen mit Rauch zu konservieren. Später kamen dann spezielle Vorrichtungen wie Räucherkammern hinzu. Erste Zeugnisse über diese reichen 2000 Jahre zurück.
Boom durch explodierende Mobilität
Einen massiven Aufschwung, aber auch immer mehr Vereinheitlichung in den Techniken brachte die Neuzeit mit ihren Entdeckungsreisen und Handelsbeziehungen. Zum Schutz auf langen Schiffspassagen wurden Fleisch, Fisch und Wurst geräuchert, damit sie nicht verdarben.
Bald verbreiteten sich das erforderliche Räucherfachwissen und Gerätschaften wie Öfen, Kammern oder Schornsteine in ganz Europa. Auch Gewürze wie Pfeffer oder Salpeter spielten fortan zur Geschmacksgebung eine Rolle.
Moderne Räucherkammern und Kühlung
Heute ermöglichen moderne Räucherkammern eine computergesteuerte Feineinstellung an Zeit, Temperatur, Schwarzabbrand, Durchwärmung und Feuchtigkeitsniveau. In Kombination mit Kühlechnologie halten geräucherte Produkte monatelang oder werden durch Sterilisation sogar jahrelang konserviert.
Salz macht haltbar: Tradition des Pökelns
Salzen, also das Einreiben oder Lake-Einlegen von Fleisch in Kochsalz oder Nitritpökelsalz, dient in erster Linie der Konservierung und erst in zweiter der Geschmacksveredelung. Wo liegen die Ursprünge dieser Technik – und wie funktioniert sie?
Aufkommen der Pökeltechnik
Aus Ostasien kam vor ungefähr 3000 Jahren die Technik des Pökelns nach Europa. Sie erlaubte erstmals, Fleischwaren über mehrere Monate hinweg zur Vorratshaltung zu konservieren statt wie bisher nur Tage. Somit war eine ganzjährige Ernährung mit proteinreichem Fleisch möglich.
Haltbar machen durch Wasserentzug und Bakterienhemmung
Beim Pökelvorgang diffundiert das Salz aus der Lake langsam ins Gewebe ein. Es entzieht den Zellen und Bakterien Wasser und hemmt durch die hohe Konzentration deren Stoffwechselprozesse. Gleichzeitig verwandelt Milchsäuregärung das Muskelfleisch. Die Kombination all dieser Effekte macht es weitgehend keimfrei und haltbar.
Moderne Pökeltechniken in der Wurstwarenproduktion
Vakuum-Tumbler, Injektoren oder Multisalz-Mischungen ermöglichen heute eine besonders schnelle und gleichmäßige Salzaufnahme beim Pökeln. In Kombination mit gezielter Nitritzugabe und genauer Temperatur- und Luftfeuchteüberwachung entstehen so in kurzer Zeit gleichmäßig gepökelte und dadurch lange haltbare Roh-, Koch- oder Brühwurstprodukte.
Uraltes Fleisch-Dörren zu knackigem Trockenfleisch
Eine der ältesten Konservierungstechniken überhaupt ist – noch vor Pökeln oder Räuchern – das antike “Biltong-Verfahren”. Dabei wird rohes Fleisch durch Luftzufuhr getrocknet. Was früher aus der Not geboren war, ist heute eine Delikatesse.
Verfahren des Reifedörrens von Fleisch
Beim Reifedörren hängt man Fleischstücke wie Rinderschinken unter kontrollierten Bedingungen über mehrere Monate zum Trocknen auf. Durch den zunehmenden Wasserentzug werden Bakterien, Pilze und Enzyme gehemmt. Nur mit intakter Fettschicht kann sich jedoch das typische, intensiv-würzige Aroma des Trockenfleisches entwickeln.
Ursprung in der Notzeit vor Tausenden Jahren
Die ersten Nachweise dieser Technik finden sich bereits vor über 6000 Jahren. Nomadenvölker nutzten das Sonnendörren von Fleisch, um es auf Reisen mitzuführen. Später diente es vor allem in Mittelmeerländern und den Alpen als Notvorrat für den Winter.
Alternative Reiferäume: Vom Keller bis zum Klimaschrank
Anfangs trocknete Fleisch meist in der Sonne oder hing im rauchigen Interieur der Hütten. Fortschrittliche Technik gestattet heute eine genaue Prozessüberwachung in speziellen Reifekammern oder -schränken. Diese ermöglichen ideale Temperatur, Luftzusammensetzung und Feuchtigkeitsniveau für außergewöhnliche Ergebnisse.
Fazit: Altbewährtes mit Hightech-Unterstützung
Ob Pöckeln, Heißräuchern oder kaltes Reifedörren von Fleisch – die jahrhundertealten Verfahren kommen auch heute nicht aus der Mode. Ganz im Gegenteil: Durch moderne Steuerungs-, Kühl- und Vakuumiertechnik halten die etablierten Konservierungs- und Haltbarmachungstechniken erfolgreich Einzug in die Lebensmittelindustrie von heute.
So können Genießer weiterhin in den Genuss dieser besonderen Fleischprodukte aus alter Tradition kommen – sei es hauchzart geräuchertes Roastbeef, aromatischer Serranoschinken oder knackiges Bündnerfleisch. Lassen auch Sie diese Kulturgüter der Fleischveredlung auf Ihren Gaumen Wirkung zeigen!
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