Besonders im Norden Deutschlands hat Schweinefleisch seit jeher einen hohen Stellenwert. Kein Wunder, dass sich hier eine Vielzahl traditioneller Gerichte rund um das vielseitige Fleisch etablierten. Aktuell isst jeder Deutsche durchschnittlich knapp 40 Kilo Schwein pro Jahr.

Schweinebraten

Zu den Klassikern der deutschen Küche gehört wohl der Schweinebraten, oft auch Schweinebraten mit Knödel und Krautsalat genannt. Für das traditionsreiche Sonntagsgericht wird eine Schweinekeule langsam in Fett und eigener Brühe gegart, bis das Fleisch butterweich ist und die Kruste knusprig braun.

Als Beilage werden meist Semmel-, Kartoffel- oder Serviettenknödel sowie Sauerkraut oder Blaukraut serviert. Diese Kombination schmeckt deftig und sättigt gut. Zubereitet wird der Schweinebraten bereits seit dem Mittelalter. Damals galt gebratenes Fleisch als Privileg der Reichen. Für die unteren Schichten war es kaum erschwinglich.

Erst mit der zunehmenden Wohlstandsentwicklung und Massentierhaltung in der Moderne wurde der Sonntagsbraten zur Tradition in ganz Deutschland – quer durch alle Gesellschaftsschichten.

Sauerbraten

Ein weiteres deutsches Nationalgericht ist der Sauerbraten. Für diesen reifen meist Pferde- oder Rinderschulter, aber auch Schweinefleisch im eigenen Saft mit Essig, Wein, Gewürzen und Gemüse. Dies lässt das Fleisch besonders zart und aromatisch werden.

Die Tradition des Sauerbratens stammt aus dem Mittelalter. Damals diente das Einlegen des Fleisches in Essig dazu, minderwertige und zähe Fleischstücke überhaupt genießbar zu machen. Aus der Notwendigkeit wurde so mit der Zeit ein kulinarischer Genuss.

Schnitzel

Ob Wiener-, Jäger- oder Zigeunerschnitzel – paniertes Schnitzel ist ein Klassiker, der auf so gut wie keiner Speisekarte in Deutschland fehlen darf. Meist wird Schweineschnitzel verwendet, das durch die Panade besonders zart und saftig wird.

Die Tradition des Schnitzels reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. In Wien wurden damals die großen Schnitzel Wiener Schnitzel genannt. Mit österreichischen Zuwanderern gelangte das Gericht Mitte des 19.Jh. auch nach Deutschland und wurde schnell überall populär. Die zahlreichen Variationen mit Rahm-, Pilz oder Paprikasoße etablierten sich dann ab Mitte des 20. Jahrhunderts.

Traditionelle Rindfleisch-Gerichte

Rindfleisch erfreut sich in Deutschland schon seit dem Mittelalter großer Beliebtheit. Vor allem im Süden etablierten sich zahlreiche Gerichte rund ums Rind. In Bayern ist der klassische Sonntagsbraten meist ein Stück vom Rind.

Rinderroulade

Eine Rinderroulade oder Rinderrollbraten ist ein Klassiker in ganz Deutschland, der besonders zu festlichen Anlässen serviert wird. Dafür wird ein Stück Kalbfleisch mit einer Füllung aus Speck, Zwiebeln, Gurken und Senf zu einer Roulade gerollt und langsam in Gemüsebrühe geschmort.

Die Tradition dieses aufwendig zubereiteten Sonntagbratens stammt schon aus dem 19. Jahrhundert. Rinderrollbraten galt als etwas feiner als normale Braten und etablierte sich schnell als festlicher Sonntagsbraten.

Rindergulasch

Ein deftiges Alltagsgericht ist Rindergulasch. Ursprünglich ein Schmorgericht der ungarischen Küche, fand es über Österreich den Weg nach Deutschland und wurde zu einem der Lieblingsgerichte der Deutschen.

Das klassische Rindergulasch besteht aus Rinderbrust oder -schulter, die in Streifen geschnitten mit Zwiebeln, Paprika und Gewürzen geschmort wird. Serviert wird es in Deutschland meist mit Nudeln oder Kartoffeln. Besonders in der kälteren Jahreszeit wärmt ein kräftiger Gulasch Leib und Seele.

Rinderroastbeef

Roastbeef ist heutzutage fester Bestandteil vieler Restaurant- und Hotel-Speisekarten in Deutschland. Meist serviert man es dünn aufgeschnitten mit Bratkartoffeln und Salat. Passend dazu schmeckt ein kräftiger Senf oder Meerrettich.

Die Tradition von Roastbeef als herzhafter Fleischgenuss stammt aus Großbritannien. In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts fand dieses herzhafte Gericht dann auch in Deutschland immer mehr Liebhaber. Mittlerweile hat es sich zum Inbegriff des Sonntagsbratens im Restaurant entwickelt.

Weitere traditionelle Fleischgerichte

Neben Schwein und Rind finden sich noch weitere Fleischsorten in der deutschen Küche wieder, wenn auch nicht in ganz so großer Vielfalt. Dennoch haben sich im Laufe der Zeit auch hier traditionelle Gerichte etabliert.

Sauerbraten vom Reh

In einigen Regionen Deutschlands, wie beispielsweise im Sauerland, ist Wild sehr beliebt. Aus diesem Grund hat sich hier Rehsauerbraten als traditionelles Gericht entwickelt. Die Zubereitung erfolgt wie beim Rinder- oder Schweinesauerbraten.

Das Fleisch vom Reh ist besonders zart und aromatisch. Der Sauerbraten passt ideal zu Feldsalat, Semmelknödel oder other regional specialties. Diese regionale Spezialität zeigt, wie Wild in die Esskultur integriert wurde.

Hühnersuppe

Eine Brüh- oder Suppenhenne ist die Basis für eine klassische Hühnersuppe. Sie besteht aus Hühnerfleisch, Suppengemüse wie Möhren, Sellerie und Lauch sowie Nudeln oder Reis. Alternativ kommt auch Pute oder ein Suppenhuhn zum Einsatz.

Hühnersuppe ist ein traditionelles Hausmittel bei Erkältungen in ganz Deutschland. Sie galt schon immer als stärkend und gesund. Die erste Hühnerbouillon wurde bereits im 12. Jahrhundert beschrieben. Seitdem gehört Hühnersuppe fest zur Tradition.

Fazit: Regionale Rezepte als Teil der Tradition

Die Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie sich die Esskultur in Deutschland im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Viele regionale Rezepte wurden zu bundesweiten Klassikern.

Geprägt wurde die Küche dabei von den geografischen Gegebenheiten und der Verfügbarkeit bestimmter Fleischsorten. Darauf bauen auch heute noch viele traditionelle Gerichte auf. Sie machen einen Teil der deutschen kulinarischen Tradition aus.

Ob deftiger Schweinebraten, zartes Rinderfilet oder aromatischer Wild-Sauerbraten – Fleisch war und ist fester Bestandteil der deutschen Küche. Gepaart mit regionalen Beilagen wie Sauerkraut, Knödel oder Feldsalat stehen diese Gerichte stellvertretend für traditionelle deutsche Küche und Fleischkultur.